Mein Gedicht:
Das Thema
Ein Schreiberling, der eine gar,
der niemals war gescheitert,
Ein Wortklang wie im Kerne wahr,
der rührt und auch erheitert,
das fühlte er, das glaubte er, erfüllte seiner selbst.
Nur Eines kam, das er nicht ahnte,
ein schwarzer Krieg im Kopf begann.
Ein Thema sein Frei Sein umgarnte;
legte ihm die Ketten an,
die seine Schwingen bannten.
Toxikum des Scheitern, umfing ihn gar und ganz.
Mordete seine Sinne elend,
Verdreckte Schaffens Eleganz,
die einstmals schien so blendend.
So stoppte jäh der Freie Fall aus Vogels hohen Winden.
Leblos wandelnd, grundlos strauchelnd,
versklavte er Gedanken, knebelte sein Glück.
Die Seele klagt in einem Jauchzen,
doch folgt nur Stille, bringt's kein zurück.
Ihm bleibt nur sein Befinden schildern
niedergeschlagen, am Thema vorbei!Geschichte:
„Verzweifelter Kampf am Reaktor“
Dort stand er nun. Innerster Sicherungskreis. 20 Kilometer Stille. Lebensgefahr. Dort stand er nun mit seinem Geigerzähler. Er schaltete ihn ein. Das Knattern vertrieb die unsagbare Stille. Die Notstrombatterie hält unter allerletzten Anstrengungen die flackernden Neonröhren am Leben. Unter diesem künstlichen Licht wandelte er nun. Der blaue Schutzoverall hatte seine Aufgabe verfehlt. Das Blut in seinem Körper, das Blut auf seinem Mundschutz zeugten davon. Neben den unzähligen Monitoren und Schaltern, deren Funktionen niemandem begreiflich waren und welchen er trotzdem Herr werden sollte, standen andächtig Bilder seiner beiden Töchter. Relikte aus glücklicheren Zeiten.
Verzweifelt versuchte er Kontakt aufzunehmen mit dem Krisenstab. Und wieder vergebens, aus seinem weißen Telefonhörer entwich nur Schweigen. Doch nun meldete sich rot-blinkend eine weitere Warnlichtlampe. Feuer in Reaktorgebäude 7. Unter einem letzten metallischen Ächzen quittierte nun auch die Notstrombatterie ihren Dienst. Bedrückende Dunkelheit hüllte ihn ein. Im Ernstfall Training war er dieses Szenario schon häufig durchgegangen. So griff er instinktiv zu seiner rechten Hüfte und betätigte die Schwenkkopflampe. Er musste den Brand bekämpfen, das war eine der letzten Aufgaben, die er noch erfüllen wollte. Doch er wusste, welch ein Anblick ihn erwartete. Er drückte die Klinke der schweren, blanken Stahltür nach unten. Ein schauderhaft modriger Geruch stieg ihm in die Nase. Er zwang sich nicht auf den Untergrund zu schauen, auf dem er nun ging. Trümmer um Trümmer, und zwischen drin immer wieder von Blut verkrustete Körper. Leblose Überbleibsel seiner Kameraden. Manche hatte er selbst zum Sterben dort abgelegt. Auch seinen besten Freund und lebenslangen Gefährten hatte dieses Schicksal ereilt. Josef. Mit ihm war er zur Schule gegangen, stand ihm während der Ausbildung bei und Josef war der Patenonkel der Töchter des Überlebenden. Es war der schwerste Gang seines Lebens gewesen, als er sich aufmachte und Josef, ohne ein letztes Gebet zu sprechen, in einer Leben vernichtenden Umgebung, zwischen tödlicher Radioaktivität und stinkenden Leichen, zurück zu lassen. Und das obwohl Josef noch stöhnend nach Hilfe flehte. Ihn ließ er jetzt in seinem blauen Anzug endgültig zurück. Doch nahm er noch einmal ungewollt Abschied. In seiner Bemühung aufzuschauen, trat er auf einen Brustkorb. Ein Ächzen, wie das eines morschen Kirschzweiges, der unter einer schweren Last ein letztes Mal Widerstand leistet. Krachen. Rippen brechen. Im Bemühen sich aufrecht zu halten Blickt er gen Boden und schaut in die Augen seines treuesten Freundes, so wie er sie nie sehen wollte. Das Gesicht darum war aufgerissen. Seine ehemals so prächtige Haarlandschaft hatte sich in eine Steppe der Einsamkeit gewandelt. Das Haupt entstellt und blutbesudelt.
Raus hier!
Endlich nach sechs Wochen atmete er wieder unverbrauchte Luft. Doch genießen konnte er nicht mehr. Diese Luft hatte ihm alles genommen. Nur wegen ihr würde er bis zu seinem baldigen Ende nichts mehr zur Aufgabe haben, als nachkommenden Generationen eine Zukunft zu ermöglichen. Er würde nie wissen, ob er erfolgreich war. Er beschritt den schwersten Gang, den er wohl je zu Bestreiten hatte, das brennende Reaktorgebäude ihm Blickfeld. Weißer Rauch. Ein gutes Zeichen. Doch er konnte frohe Botschaften aus diesem schrecklichen Gemäuer nicht mehr für gut heißen. Das war der Feind, der letzte Gegner in einem erbitterten Kampf, bei dem von vorne herein kein Gewinner geduldet werden konnte. Man war bereit sich gegenüberzutreten. Mann gegen Kraftwerk. Der Mann ging über die Straße, des Kraftwerksgeländes in Richtung Sicherheitstür. Auf halber Strecke vernahm er ein ohrenbetäubendes Schleifen, wie wenn das höchste rostige Tor nach Jahren geöffnet wurde. Sein Blick fiel auf die Außenwand. Er stolperte über einen zerfetzten Stahlbetonpfeiler, den die vergangene Explosion eines Reaktors in den Weg geschleudert hatte. Wehrlos lag er da. Die Knie aufgeplatzt vom Sturz. Sein blauer Schutzanzug war gerissen. Ohne diese Rüstung fühlte er sich gegen den Stahlbetonriesen noch hilfloser. Er raffte sich auf. Ein dumpfes Krachen, wie das eines Gewehres, das in weiter Entfernung abgefeuert wurde. Ihm war nun klar. Seine Arbeit war getan.
Wie in Zeitlupe bilden sich Risse auf der Oberfläche, des Gebäudes. Die Umluft wird von Hitzewellen durchdrungen. Ein Feuerball vernichtet die Ordnung der Reaktorbrocken, schleudert sie aus ihren angestammten Plätzen. Die Gebäudeoberseite hebt unter grausamer Wucht nach oben ab. Durch das Brillenglas sieht er, wie der Asphalt aufreißt. Risse, Spalten, tiefe Furchen. Eine befremdliche Mondlandschaft, auf der er wohl abgeschieden sterben wird. Jetzt kommt die Druckwelle auf den letzten Feind mit Schutzanzug, doch ohne Furcht, zu. Mit ihm tosender Lärm, wie ihn nie ein Mensch vor ihm vernommen haben kann. Er öffnet seine Arme. Der Aufprall schleudert ihn gegen die Tür, durch die er eben schritt. Du stirbst bei allen, die es nicht geschafft haben ihn zu bezwingen. Sinnlos und allein. Vor seinen Augen sieht er noch einmal die Bilder seiner Familie. Er erblickt das Blut auf seiner Brille. Schmerz.
Ich habe versagt!
Ein gelöster Betonbrocken der Schutzschicht bricht nun auch ihm die Rippen.
Wenn Du was zu den Texten sagen willst tu es.
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Gefällt mir sehr gut! :-)
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